PIAST

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Das Studentenwohnheim in der Piastowska, ein Klotz am Rand der Stadt. In den Zimmern immer zu zweit, für zwei Zimmer immer ein Bad, ein kleiner Balkon. Man hat sein Bett, seinen Tisch, seinen Stuhl, zwei Bretter an der Wand und die Hälfte der Fächer im Einbauschrank. Meine Mitbewohner: Erst ein Amerikaner mit polnischen Wurzeln, der zum aufs Klo gehen immer in eine kurze Hose wechselte und mit Telefonkarten handelte. Später dann Wojtek. Als Wojtek Agnieszka kennenlernte, bekam ich drei Mal in der Woche Karten fürs Kino, dabei gehe ich nicht gerne ins Kino. Ich habe Wojtek gesagt, es wäre nicht nötig, das mit den Kinokarten. Aber Wojtek meinte, er könne sich so besser entspannen. Du gehst doch hin? – hat er gefragt. Ungern habe ich gesagt. Ich war dann noch zwei Mal im Teatr Bagatella und auf einem Konzert von der Band KULT, dann hat Agnieszka die Beziehung beendet. Wir zogen durch die Kneipen. Saufen ist die beste Art zu trauern, hat Wojtek gesagt. Seine Trauer dauerte sieben Tage, dann hat er sie eingestellt. Er sagte, seine Seele würde schon noch, aber sein Körper macht das nicht mehr mit. Wir haben den Eimer weggeräumt, der an seinem Bett stand. Er trank drei Tage nur Wasser und aß Zwieback. Am vierten Tag kam er mit einer halben Palette Bier aufs Zimmer. Ich traure jetzt wieder, hat er gesagt, aber nicht mehr so heftig. Spät nahmen wir die beiden letzten Dosen, teilten den leeren Karton, zum Draufstellen auf dem Balkon voller Taubenscheiße. Er zog an seiner Zigarette und sagte, nicht besonders romantisch hier. Ich frage was los war, mit Agnieszka. Ach, Agnieszka, er winkte ab. Sie kam nicht damit klar, dass ständig einer klopfte und Telefonkarten kaufen wollte.

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